Die nächste Generation formt die Kunst
- Leo Bisatz
- 20. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Mai
Die Bad Ragartz ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt – als Europas grösste Freiluftskulpturenschau, aber auch als Herzensprojekt der Familie Hohmeister. 2023 fand die neunte Ausgabe statt – erstmals unter aktiver Mitwirkung der dritten Generation. Im Gespräch mit Lukas Hohmeister wird deutlich: Der Übergang von Generation zu Generation ist

im Gange – mit neuen Ideen, aber im Geist der Tradition, die sein Grossvater Rolf Hohmeister begründete.
Wir haben Lukas fünf Fragen gestellt – über persönliche Erinnerungen, künstlerische Überzeugungen, kommende Projekte und seine Rolle in einem Kulturprojekt, das nicht nur ausstellt, sondern verbindet.
1. Wenn Sie auf all Ihre Triennalen zurückblicken: Welche kommt Ihnen als erste in den Sinn? Welche sticht heraus, hat einen besonders intensiven Abdruck hinterlassen – und warum?
Die Triennale und ich wurden im selben Jahr geboren. Aus diesem Grund kann ich mich zwar nicht an alle Bad Ragartz Ausstellungen erinnern. Dafür bleiben mir aber einige Erinnerungen an Begegnungen mit der Kunst im Kindes- und Jugendalter. Ohne auszuschweifen: Am besten gefielen mir immer die Skulpturen, die ich mit allen Sinnen wahrnehmen konnte – das sieht man auf Bildern aus Familienalben. Klar ist aber auch, dass die 9. Bad Ragartz im letzten Jahr lange in Erinnerung bleiben wird. Es war die erste Bad Ragartz, in der ich und meine Schwester (wir sind aus der dritten Generation Hohmeister) zusammen aktiv mit unseren Eltern, Tanten, Freunden und Grosseltern daran gearbeitet haben, die Bad Ragartz möglich zu machen. So war es meine Schwester, die der Bad Ragartz grafisch ein neues Aussehen gegeben hatte und ich durfte nebst anderen Dingen die Nachwuchskünstlerinnen aus unserer neuen Förderplattform «Labor für Junge Kunst» betreuen. Zum Vergleich: Früher halfen wir «nur» die Spendenbriefe zuzukleben und mit spontanen Rückmeldungen zu Bewerbungen.
2. Wie stehen Sie zur Aussage: „Kunst ist nur Dekoration”?
Wenn ich etwas beim Aufwachsen zwischen Kunst gelernt habe, dann ist es, dass Kunst verdichtet, vereinfacht, neu denkt… – sie gibt neue Perspektiven und regt zum Denken an. Wenn sie dazu noch ästhetisch aussieht, kann ich gut damit leben, dass sie auch Dekoration ist ;)
3. Was war für Sie die letzte nachhaltige Erkenntnis im Zusammenhang mit einer künstlerischen Erfahrung oder einer Ausstellung, die Sie kuratiert haben?
Mein Grossvater sagt seit geraumer Zeit: «Die grösste Kunst ist es, Dinge zusammen zu bringen.» Ich lerne immer mehr, was er damit meint.
4. Was braucht die Kunst in Zukunft?
Auch hier muss ich noch auf die Aussagen meines Grossvaters verweisen. «Kunst und Kultur brauchen Kohle.» Einerseits damit nicht nur das gesehen wird, was wirtschaftlich ist. Andererseits damit sie schwellenfrei zugänglich bleibt. Was zugleich den Kern der Bad Ragartz entspricht.
5. Welche Ausstellung steht als Nächstes an – und worauf dürfen wir gespannt sein?
Als nächstes erwartet uns am 29. Juli die Dorfart, an der wir Künstler:innen aus den letzten Triennalen einladen, damit sie Kunst für die Besucher:innen aktiv erlebbar machen. So kann man bei Workshops selbst Kunst schaffen oder einfach dabei zusehen, wie Kunst entsteht. Das Fest wird zudem von Essenständen und einem musikalischem Rahmenprogramm belgeitet und Abend mit einem Flohmarkt abgerundet. Sodass die Kunst bei uns weiterhin schwellenfrei zugänglich bleibt, ist der Eintritt ist frei. Ferner freuen wir uns im Jahr 2027 auf die Jubiläumstriennale. Wir sind schon seit der letzten Ausstellung mit der 10. Bad Ragartz beschäftigt und sprechen mit Künstler:innen und Gönner:innen und allen anderen, welche die Bad Ragartz ermöglichen. Noch ist es früh, um Aussagen über die nächste Bad Ragartz zu machen, da wir die Nachbearbeitung der 9. Bad Ragartz erst gerade abgeschlossen haben. Wir hoffen aber, dass die 10. Bad Ragartz auch eine Begegnung mit den vergangenen Bad Ragartz Ausstellungen sein wird.
Die nächste Gelegenheit, Kunst in Bad Ragaz neu zu erleben, bietet sich schon bald: Am 29. Juli findet die Dorfart statt – ein offenes Kunstfest mit Workshops, Live-Kunst und Musik. Der Eintritt ist frei. Und auch die Vorbereitungen für die 10. Bad Ragartz im Jahr 2027 laufen bereits. Es wird ein besonderes Jubiläum – mit Raum für Rückblick, Begegnung und neue Impulse.
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