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  • Zwischen Symbol und Oberfläche – ein Gespräch mit Jenny Hitz Buangam

    Die Werke von Jenny Hitz Buangam wirken auf den ersten Blick vertraut – und entziehen sich doch schnellen Zuschreibungen. Zwischen Keramik, Malerei und Installation entstehen Bildwelten, in denen sich Folklore, Symbolik und Gegenwart begegnen. Ausgangspunkt ist dabei oft etwas sehr Persönliches: die Auseinandersetzung mit Herkunft, mit Ritualen, mit kultureller Vieldeutigkeit. Im Gespräch erzählt sie, wie Mythologie und Aberglaube in ihre Werke finden, warum der Drache als Motiv für sie mehr ist als nur ein Ornament – und was passiert, wenn man Symbolen eine Bühne gibt. Jenny Hitz Buangam Deine Kunst scheint sich mit Symbolen aus der asiatischen Kultur auseinanderzusetzen. Woher kommt dieses Interesse – und welchen persönlichen oder inhaltlichen Hintergrund hat das für dich? Meine Mutter stammt ursprünglich aus dem Nordosten Thailands, dem Isan. Ich finde mich immer wieder in der Ambivalenz meiner Herkunft wieder und versuche vor allem, der Kultur meiner Mutter näherzukommen und sie besser zu verstehen. Ich bin mit dem Aberglauben und der Mythologie in meinem Umfeld aufgewachsen und hinterfrage diese nun – alte Rituale und Folklore, und wie diese auch heute noch praktiziert und an der Gesellschaft angepasst werden. Besonders seit Thailand (wie auch viele andere asiatische Länder) in den letzten Jahren grossen Einfluss und Popularität im Westen gewonnen hat. Der Drache hat – je nach Kultur – eine doppeldeutige Bedeutung. Was war für dich die letzte symbolische Doppeldeutigkeit, die du in deiner Arbeit oder im Umfeld entdeckt hast? Ich setze mich im Moment mit der Symbolik des Drachens in verschiedensten Arten auseinander. Einerseits wie dieses Wesen, so wie wir es kennen, seinen Ursprung aus der Mittelalter oder in Asien in der Jungsteinzeit findet, aber bis zur heutigen Zeit nicht an Popularität verliert. Besonders spannend finde ich, wie sich Darstellungen des Drachens von klassischen Medien wie der Malerei hin zu zeitgenössischen Ausdrucksformen verschieben – Filme, Serien, Videospiele und, ganz spezifisch in meinem Werk, Tätowierungen. Mich fasziniert, wie dieses einst hochgeachtete Symbol und seine Bedeutung sich allmählich in eine rein ästhetische Verzierung verwandeln. Deine Skulpturen wirken auf den ersten Blick wie Karton, sind am Ende aber Keramik – wie etwa die Katze. Wie viel Erklärung braucht das für dich? Oder liegt genau darin die Kunst: dass man selbst denkt und nicht alles erklärt bekommt? Eine Zeit lang war das Thema des Bühnenbildes oder des Theaters eine grössere Recherche – viele Narrativen, die ich als Inspirations- und Ankerpunkt behandle in meinen Werken, werden heutzutage ebenfalls als Tanz-/Theater oder Musical gezeigt. Die Skulpturen zeige ich hauptsächlich in Kombination mit meinen Gemälden, um gewisse Schlüsselelemente aus den Malereien hervorzuheben oder sogar zu überspitzen. So scheint es, wie als wäre das Symbol in der Zeit eingefroren. Durch die Ästhetik des Kartons entsteht eine Art Trug – es gaukelt etwas vor, was es eigentlich nicht ist – so wie ein Requisit. I saw you sin | Jenny Hitz | 23 x 34 cm | ceramics 2023 Was war deine letzte Erkenntnis im Kunstbetrieb – als Künstlerin, aber vielleicht auch als Beobachterin? Ich mag es, wenn sich KünstlerInnen mit einem ganz spezifischen Nischenthema auseinandersetzen und sich bis ins kleinste Detail darin vertiefen – das bringt eine gewisse Frische und Ungezwungenheit in die Werke, was sie gleichzeitig sehr persönlich macht. Wir sind uns so an einen schnellen Rhythmus gewöhnt, dass es sehr faszinierend ist, wenn man sich dann die Zeit nehmen kann, sich wirklich mit dem Kontext und der Materie auseinanderzusetzen. Wer sich mit den Werken von Jenny Hitz Buangam beschäftigt, wird feststellen: Es geht hier nicht nur um kulturelle Zitate oder identitäre Zuschreibungen. Es geht um Verwandlung – von Kontext in Form, von Erinnerung in Oberfläche, von Bedeutung in Bild. Vielleicht ist das der eigentliche Kern zeitgenössischer Kunst: Nicht Antworten zu illustrieren, sondern Ambivalenzen sichtbar zu machen. Nicht die Herkunft zu wiederholen, sondern sie neu zu befragen. Still. Konsequent. Und ohne den Zwang zur Erklärung. Denn manches spricht – gerade dann – am deutlichsten, wenn es sich dem eindeutigen Zugriff entzieht. Mehr Einblicke auf Instagam unter @jenny.hitz

  • Schriftlicher Austausch mit Selma Mahlknecht über Fö, Literatur und Gesellschaft

    Selma Mahlknecht ist Autorin, Dramaturgin und Kulturvermittlerin. In ihren literarischen Arbeiten beschäftigt sie sich mit gesellschaftlichen Fragen, historischen Brüchen und persönlichen Identitäten. Im Rahmen eines schriftlichen Austauschs mit unserer Plattform hat sie einige Fragen zu ihrem Schreibprozess, ihrem Roman Fö sowie zur Rolle von Literatur zwischen Fiktion und Realität beantwortet. AUTORIN SELMA MAHLKNECHT // Foto: Naomi Del Simone 1. Gibt es für dich einen bestimmten Ort, an dem du immer oder besonders gerne schreibst?   Solange es eine ruhige Umgebung ist, kann ich prinzipiell überall schreiben, auch in einem Cafè oder in der Bahn. Zum Schreiben begibt man sich ja eigentlich an einen inneren Ort, der aber nicht immer zugänglich ist. Sobald der sich aber öffnet, ist der äußere Ort, an dem man sich befindet, zweitrangig.   3. Im Buch fö geht es um einen jungen Mann, der gerne an einem Maskenball aktiv teilnehmen möchte, aber nur als Kellner dort ist. Diese Szene hat mich an eine Parabel erinnert – dabei sein zu wollen, aber nicht zu können oder zu dürfen. Spiegelt sich darin für dich ein soziales Dilemma unserer Gesellschaft? Oder gibt es darin auch einen persönlichen Bezug? Der Maskenball in Fö reflektiert unser tägliches Rollenspiel. Wir können für Momente auch eine Maske aufsetzen und so tun, als ob wir dazugehören. Aber es ist nur eine Illusion. Bis heute leben wir in einer sehr segregierten und hierarchisch strukturierten Gesellschaft, die viel weniger durchlässig ist, als wir gemeinhin annehmen. Zwischendurch gelingt ein Aufstieg, zwischendurch findet man auch Akzeptanz, aber es ist ein schwieriger Prozess und alles andere als selbstverständlich. Persönlich habe ich das in verschiedenen Lebenssituationen erlebt, familiär, beruflich, auch durch meine Migrationsgeschichte (auch wenn die ja letztlich nur in einem bescheidenen Radius stattgefunden hat, aber schon ein paar Kilometer vom eigenen Herkunftsort entfernt ist man bereits fremd und fängt ganz unten an).     4. Was braucht die Literatur in Zukunft – mehr Fiktion oder mehr Auseinandersetzung mit der Realität? Jegliche Literatur, egal in welchen noch so fiktiven Welten sie spielt, ist eine Auseinandersetzung mit der Realität. Es ist vielleicht nicht immer sofort ersichtlich. Aber wenn uns Bücher berühren, dann nur deswegen, weil sie uns in unserem innersten Kern betreffen. Das geht nur, wenn das Werk sich aus den Themen seiner Gegenwart speist und ehrlich mit den menschlichen Abgründen auseinandersetzt. Das gilt für Tolkiens Herr der Ringe genauso wie für Dantes Inferno oder Cornelia Funkes Tintenherz.     5. Inwiefern identifizierst du dich mit deiner Literatur? Kann man darin auch etwas von dir selbst entziffern – oder trennst du dein Schreiben klar von deiner Person? Wer mich kennt, findet in meinen Büchern natürlich Spuren von mir. Und selbstverständlich kann ich nur über Dinge schreiben, die mir selbst nahegehen – ansonsten müsste ich nur mit Projektionen arbeiten, die immer gefährlich sind. Aber in jedem Buch steckt auch sehr viel Recherche. Für Fö, aber auch für meinen neuen Roman Schaukler habe ich neben historischer Fachliteratur auch sehr viele Zeitzeuginnen und Experten konsultiert, die mit mir ihre Einsichten aus Forschung und Lebenserfahrung geteilt haben. Erst durch diese akribische Arbeit kann das Buch weit über meine Person hinausgehen. Letzten Endes ist das der Anspruch, den ich an mein Schreiben stelle. Selma Mahlknechts Literatur bewegt sich zwischen persönlicher Erfahrung und historischer Recherche, zwischen präziser Beobachtung und empathischer Tiefe. Mit Fö hat sie ein Buch geschrieben, das soziale Masken entlarvt – und mit Schaukler führt sie diese Auseinandersetzung fort, diesmal im historischen Südtirol. In ihrem zweiten historischen Roman erzählt sie von hundert Jahren europäischer Umbrüche – von Faschismus, Krieg und Aufbruch – und davon, wie sich große Geschichte in kleinen Lebensgeschichten spiegelt. Wer die Autorin live erleben möchte, hat dazu am Montag, 7. April 2025 um 18:00 Uhr in der Kantonsbibliothek Graubünden in Chur die Gelegenheit.Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung wird erbeten:📩 info@kbg.gr .ch 📞 081 257 28 28

  • „Kunst denken, wo sie keiner sucht“ Luciano Fasciati über Gegenwart, Orte und kuratorische Praxis

    Kuratorisches Arbeiten in der Gegenwartskunst bewegt sich heute in einem Spannungsfeld zwischen Öffentlichkeit, Marktlogik und Ortsspezifik. Während sich ein Grossteil des Kunstbetriebs an internationalen Zentren orientiert, entstehen vermehrt Projekte, die gezielt in periphere Räume intervenieren – als bewusste Gegenbewegung, aber auch als Versuch, kulturelle Teilhabe jenseits etablierter Strukturen zu ermöglichen. Luciano Fasciati, 1960 in Thusis geboren, lebt und arbeitet in Chur. Seit über drei Jahrzehnten konzipiert und realisiert er Ausstellungen, Publikationen und Projekte mit einem klaren Fokus auf zeitgenössische Kunst in peripheren Regionen, insbesondere im Kanton Graubünden. Seine Arbeit umfasst unter anderem die Biennale Bregaglia , die Plattform Art-Public Chur sowie die Ausstellungsreihe in der SALA VIAGGIATORI in Castasegna. Im Sommer 2025 kuratiert er die ArteSOAZZA , eine Ausstellung mit international renommierten Kunstschaffenden in der südbündnerischen Gemeinde Soazza. Wir haben ihm drei Fragen gestellt – zur Zukunft der Kunst, zum Strukturwandel im Kunstbetrieb und zur nächsten geplanten Ausstellung. Biennale Bregaglia 2020 – Sonja Feldmeier,  Coming Home , 2020; Bild © Yanik Bürkli Was braucht die Kunst in Zukunft? Unabhängig von kurzlebigen Trends, Konzepte, die sowohl formal als auch thematisch innovative und zugleich zukunftsfähige Ansätze verfolgen, dass regionales wie nationales und internationales zeitgenössisches Kunstschaffen in den Regionen verankert wird und aufzuzeigen, dass Gegenwartskunst nicht nur in städtischen Zentren zuhause ist Was war Ihre letzte prägende Erkenntnis im Kunstbetrieb – eine, die Ihren Blick nochmals verändert oder geschärft hat? Wird dem Geschäftsmodell Galerie in einem bestimmten Preis- und Machtsegment noch eine lange Überlebensdauer vorausgesagt, scheint sich der Kunstmarkt für zeitgenössische Kunst, welcher einem immer hektischeren Wandel unterliegt, in bestimmten Galeriestrukturen als «Auslaufmodell» anzukündigen. Wann ist die nächste Ausstellung geplant – und was dürfen wir erwarten? In Vorbereitung ist die von mir kuratierte ArteSOAZZA mit René Fahrni, Asi Föcker, Bob Gramsma, Zilla Leutenegger, Valentina Pini, Karin Sander, Roman Signer, Jonathan Steiger, Clemens Tschurtschenthaler und Peter Conradin Zumthor, vom 15. Juni–14. September 2025. Eröffnung am Samstag, 14. Juni 2025. Aussergewöhnliche Kunst in einer einzigartigen Landschaft: Im Sommer 2025 zeigen zehn renommierte Künstlerinnen und Künstler in der südbündnerischen Gemeinde Soazza Werke, die eigens für diesen Ort realisiert werden. Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit geführten Rundgängen, Gesprächen, Podien, Konzerten und Lesungen ergänzt die Ausstellung. Galerie Luciano Fasciati – HOCH_HINAUS –  18.01.–15.02.2025. Ausstellungsansicht. Bild © Andrea Badrutt Remo Albert Alig · Andrea Giuseppe Corciulo · Hansjörg Gadient · Gabriela Gerber & Lukas Bardill · Gian Häne · huber.huber · Isabelle Krieg · Ursula Palla · Heidi Schöni · Roman Signer · Jules Spinatsch · Not Vital Luciano Fasciati verfolgt seit vielen Jahren einen konsequenten Weg, der zeitgenössische Kunst mit spezifischen Orten und deren kulturellem Kontext verbindet. Seine Projekte machen sichtbar, dass künstlerische Qualität nicht an urbane Räume gebunden ist – und dass regionale Ausstrahlung und internationale Relevanz sich nicht ausschliessen müssen. Mit der kommenden ArteSOAZZA 2025 setzt Fasciati diesen Ansatz fort. Die Ausstellung bringt ausgewählte Positionen zeitgenössischer Kunst in einen landschaftlich und kulturell eigenständigen Raum – verbunden mit einem Rahmenprogramm, das Austausch und Begegnung fördert. Weitere Informationen unter: https://luciano-fasciati.ch

  • Rubén Gil und seine Kunst im Fokus

    Rubén Gil, Absolvent der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) im Fachbereich Bildende Kunst, bewegt sich an der Schnittstelle von Konzeptkunst, Design und sozialpolitischer Analyse. Seine Arbeiten sind oft interaktiv, fordern das Publikum heraus und hinterfragen bestehende Strukturen. Ob durch einen bewusst unbequemen Stuhl, eine KI-gestützte Auseinandersetzung mit dem Schweizer Einbürgerungsprozess oder eine partizipative Installation über Identitätskonstruktion – Gil nutzt Kunst als Mittel, um gesellschaftliche Widersprüche zu beleuchten. Im schriftlichen Interview mit der Königskammer spricht er über die Intentionen hinter seinen Arbeiten, die Rolle des Publikums und die Herausforderung, Kunst über akademische Kreise hinaus zugänglich zu machen. Artist RUBÉN GIL Photo by Debsuddha Banerjee Wie kam es zur Idee, einen unbequemen Stuhl zu entwerfen? Ist er als funktionales Designobjekt oder eher als konzeptuelles Kunstwerk gedacht – und kann man ihn tatsächlich kaufen? Die Arbeit ist von einem französischen Ausdruck inspiriert: „avoir le cul entre deux chaises“ (wörtlich: „den Hintern zwischen zwei Stühlen haben“), der das Unbehagen einer ambivalenten Situation beschreibt. Es handelt sich um ein konzeptuelles Werk, das von Anfang an als Installation gedacht war. Dennoch gefällt mir die Ambivalenz seines Status als „halb-funktionales“ Objekt: Es kann sowohl in einem Ausstellungsraum als auch in einem häuslichen Umfeld stehen, ohne seinen absurden und unbequemen Charakter zu verlieren. THE UNSATISFYING CHAIR In deiner Arbeit zum Schweizer Einbürgerungsverfahren nutzt du ein KI-generiertes Video, basierend auf dem offiziellen Fragebogen des Kantons Wallis. Wie verhinderst du, dass das Ganze nur zu einer intellektuellen Übung in Bürokratie wird – statt Integration und Zugehörigkeit wirklich greifbar zu machen? Genau darin liegt die Intention der Arbeit: Sie ist selbst ein Produkt der Bürokratie. Als jemand aus einer Einwandererfamilie habe ich miterlebt, wie Verwandte diesen Prozess durchlaufen mussten – und war teils schockiert über die gestellten Fragen, die vorgeschriebenen Lektionen im Informationsheft, und vor allem über die Widersprüche eines Verwaltungsverfahrens, das über menschliche Leben urteilt. Ironischerweise können selbst gebürtige Schweizer*innen manche Fragen nicht beantworten, die ihre Integration belegen sollen. Diese Diskrepanz offenbart in meinen Augen die Absurdität eines Verfahrens, das oft losgelöst von der Lebensrealität erscheint. Für das Projekt habe ich einen realitätsnahen Avatar genutzt – ein KI-Tool, wie es Unternehmen zur Präsentation einsetzen. Indem ich die bürokratische Logik ins Extreme trieb, wollte ich sie so weit wie möglich entmenschlichen. Das Ergebnis wirkt kalt und distanziert – und konfrontiert das Publikum direkt mit dem eigenen Wissen, eingebettet in ein scheinbar interaktives, aber letztlich leeres Frage-Antwort-Spiel. In deinem Projekt mit geschredderten Selbstporträts geraten Teilnehmende in eine paradoxe Situation – sie drücken sich aus, nur um ihre Arbeit direkt zerstört zu sehen. Lässt sich das nicht eher als Zynismus denn als ernsthafte Auseinandersetzung mit Identität verstehen? Die Arbeit ist ohne Frage zynisch – doch sie richtet sich nicht gegen die Einzelnen. Vielmehr thematisiert sie, wie wir uns selbst inszenieren und versuchen, unseren Wert in den Augen anderer zu steigern. Die Anweisung auf dem A4-Blatt war klar: „Zeichne oder schreibe dein Selbstporträt.“ Aber – zu welchem Zweck? Die Installation lud dazu ein, das Porträt in die bereitgestellten Umschläge zu legen und in eine Wahlurne zu werfen. Doch nirgends wurde erklärt, was damit geschieht. Genau darin liegt die Bedeutung: Der Impuls, sich darzustellen, dem äußeren Blick zu antworten – selbst ohne zu wissen, wofür. Ein Selbstporträt ist immer auch eine Inszenierung. Aber was zeigt es wirklich? Ich glaube, es sagt weniger über uns aus als über unser Bedürfnis, gesehen und anerkannt zu werden. Meine Rolle ist dabei nicht zu urteilen, sondern diesen sozialen Mechanismus sichtbar zu machen: unser fast instinktives Bedürfnis, uns darzustellen – oft ohne zu wissen, warum. In deiner Arbeit zum Thema Obdachlosigkeit verwendest du einen Einwegspiegel, um gesellschaftliche Unsichtbarkeit zu thematisieren. Könnte man einwenden, dass dies eine bloße Metapher bleibt – anstatt die realen Ursachen und Folgen sozialer Ausgrenzung anzusprechen? Das ist eine berechtigte Frage – zumal ich selbst diese Erfahrung nicht gemacht habe. Aber durch die Arbeit versuche ich, sichtbar zu machen, dass soziale Ausgrenzung auch durch Formen des Voyeurismus geprägt ist. Die Installation, betretbar durch zwei Eingänge, konfrontiert das Publikum mit einer Wahl: den Blick von außen, warm und geschützt, oder den Schritt ins Innere der Unterkunft. Der Einwegspiegel verstärkt die Spannung zwischen Ein- und Ausschluss nicht nur symbolisch, sondern funktional: Eine Seite kann beobachten, ohne gesehen zu werden – jedoch nicht ohne Unbehagen. Die andere Seite ist dem Gefühl ausgesetzt, in einem verletzlichen Raum beobachtet zu werden. So entsteht ein Spannungsfeld zwischen zwei ungleichen, aber miteinander verwobenen Perspektiven – und eine Erfahrung, die auf eine subtile symbolische Gewalt verweist. In deinen Arbeiten spielt Interaktivität und Teilhabe eine zentrale Rolle. Besteht nicht die Gefahr, dass die Beteiligung des Publikums rein symbolisch bleibt und kritisches Denken zur passiven Erfahrung verkommt? Meine Herangehensweise ist bewusst experimentell – ich liebe es, Konventionen innerhalb der Institution und des „White Cube“ zu hinterfragen, auch auf die Gefahr hin, zu scheitern. Ein wichtiger Teil meiner Überlegungen gilt der Inszenierung: Wie lässt sich eine Installation so gestalten, dass sie die Interaktion mit dem Publikum optimiert? Dieses Spannungsfeld fasziniert mich – auch wenn es oft schwer ist, die richtige Balance zu finden. In meinem Schaffensprozess steht die Szenografie manchmal ebenso im Mittelpunkt wie das Konzept selbst. Ich verstehe meine Rolle als Katalysator: Ich biete Elemente an, ohne zu erwarten, dass alle darauf gleich reagieren. Selbst eine ausbleibende Reaktion kann Teil der Erfahrung sein. Deine Arbeiten beleuchten gesellschaftliche Widersprüche – häufig aus konzeptueller oder philosophischer Perspektive. Läufst du nicht Gefahr, vor allem ein akademisch gebildetes Publikum anzusprechen – und damit genau jene auszuschließen, die von den Themen betroffen sind? Ich kann nicht leugnen, dass die Bildende Kunst in einem privilegierten Rahmen existiert. Umso wichtiger ist es für mich, zu reflektieren, an wen sich meine Arbeiten richten – und wie ich Situationen schaffen kann, die bestehende Normen hinterfragen. Mein Ziel ist es, im Sinne eines Katalysators, ein „gebildetes“ Publikum zu sensibilisieren und zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung zu ermutigen. Ich sehe es als Chance, diesen Bereich als Plattform für soziale Kritik zu nutzen. Zugleich bin ich mir bewusst, dass auch ich Teil dieser Blase bin. Deshalb strebe ich danach, meine Arbeiten auch außerhalb der Institution zu zeigen – in der Hoffnung, ein breiteres Publikum zu erreichen. Gils Kunst existiert nicht im luftleeren Raum – sie entfaltet sich im Dialog: mit dem Raum, dem Publikum und der Gesellschaft. Sie bleibt im Fluss, offen für Deutung und Veränderung. Seine Werke setzen Impulse, irritieren Sehgewohnheiten und widersetzen sich festen Kategorien. Sie sind Experimente der Wahrnehmung, Reflexionen über Machtstrukturen, Identität und Zugehörigkeit. In einer Welt voller klarer Definitionen und funktionaler Systeme lädt Gils Kunst dazu ein, Unsicherheit auszuhalten – und sich auf die Ambivalenzen des Daseins einzulassen. Sie ist kein endgültiges Statement, sondern eine Einladung zum Denken – und vielleicht noch mehr: zum Fühlen.

  • Zwischen Licht und Schatten: Manoo Tedin über Balance, Farbe und die Suche nach dem Wesentlichen

    Kunst passiert. Sie ist einfach da. Ein Moment, eine Farbe, ein Strich – und plötzlich weisst the beginning, 100 x 70 cm , acrylics, oil and pigments on canvas du, dass etwas stimmt. Manoo Tedin kennt diesen Moment. In seiner Malerei steckt alles: Licht, Dunkelheit, Erde, Himmel, das Gestern, das Heute, vielleicht sogar das Morgen. Ein Tor, wie er sagt. Ein Bild, das zur Initialzündung wurde. Seve King , Gründer der Königskammer , wollte es wissen: Wie fühlt es sich an, wenn man seine Sprache findet? Wie entscheidest du, dass etwas fertig ist? Und warum bleibt die Leinwand stärker als jede Technologie? Manoo antwortet mit ruhiger Klarheit – wie jemand, der nicht nach Antworten sucht, sondern nach dem richtigen Ausdruck.   Wenn Sie an den Anfang Ihrer künstlerischen Reise zurückdenken: Gibt es ein Werk, das für Sie heute noch als Ausgangspunkt oder Initialzündung für Ihren Stil steht? Wenn ich an den Anfang meiner künstlerischen Reise zurückdenke, gibt es tatsächlich ein Werk, das für mich als Ausgangspunkt und Initialzündung steht. Es ist dieses Bild, weil es das erste Mal war, dass ich das Gefühl hatte, wirklich meine eigene Sprache gefunden zu haben. Die Verbindung von Natur und Spiritualität, die kraftvolle vertikale Energie, die wie ein Lichtstrahl durch die Komposition bricht – all das waren Elemente, die intuitiv entstanden sind, aber gleichzeitig genau das ausdrückten, was tief in mir war. Dieses Werk symbolisiert für mich eine Art "Tor", nicht nur visuell, sondern auch auf meiner künstlerischen Reise. Es hat mir gezeigt, dass ich mit Farben und Formen eine Atmosphäre schaffen kann, die über das rein Sichtbare hinausgeht und eine emotionale sowie spirituelle Resonanz erzeugt. Es war der Moment, in dem ich begriffen habe, was ich wirklich erzählen möchte und wie ich es ausdrücken kann.     Ihre Werke sind geprägt von einer besonderen Farbpalette. Gibt es eine Farbe oder eine Kombination, die für Sie persönlich eine tiefere Bedeutung hat – und warum? Für mich hat die Kombination von erdigen Tönen mit leuchtendem Orange, Gelb und Himmelblau eine tiefere Bedeutung. Während die erdigen Töne für das Beständige und Natürliche stehen, symbolisieren Orange und Gelb Energie, Licht und eine gewisse Wärme. Himmelblau hingegen bringt eine offene Weite hinein – es erinnert an den Horizont, an Möglichkeiten und gleichzeitig an eine gewisse Sehnsucht. Obwohl ich nicht gläubig bin, sind diese Farben für mich untrennbar mit der Prägung meiner Kindheit verbunden, in der Spiritualität stets präsent war. Die Distanz, die ich heute dazu empfinde, lässt mich immer wieder fragen: Wo bin ich – oder wo sind wir alle jetzt? Das Blau des Himmels wirkt wie ein Gegenpol zu den warmen Tönen, es öffnet einen Raum der Reflexion und der Suche. Es ist genau diese Balance zwischen Bodenständigkeit, Licht und Weite, die meine Werke prägt und mich immer wieder zurück zu dieser Frage führt.     Wie entscheiden Sie, ob ein Werk „fertig“ ist? Gibt es ein bestimmtes Gefühl oder einen Moment, der Ihnen signalisiert, dass nichts mehr hinzugefügt werden sollte?   Für mich ist es zunächst ein Gefühl, das mir signalisiert, dass ein Werk „fertig“ sein könnte. Ich frage mich, ob das Bild die Tiefe und die Atmosphäre erreicht hat, die ich darstellen wollte. Doch wie wir alle wissen, sind Gefühle vergänglich. Deshalb nehme ich mir Zeit und hänge das Werk bei mir auf, lasse es über Wochen auf mich wirken. Wenn ich auch nach dieser Zeit noch das Gefühl habe, dass es genau das ausdrückt, was ich gesucht habe – sei es die Balance zwischen Licht und Schatten, die Energie oder die Stimmung – dann weiss ich, dass es abgeschlossen ist. Erst dann entscheide ich mich, es zu versiegeln.      In einer Zeit, in der Technologie zunehmend in der Kunst genutzt wird: Würden Sie jemals digitale Medien in Ihre Arbeit einfliessen lassen, oder bleibt die haptische Erfahrung des Malens für Sie unverzichtbar?   In der jetzigen Zeit und Form würde ich sagen: nein. Die Technologie ist für mich noch zu limitiert, um das zu erreichen, was ich durch die haptische Erfahrung des Malens ausdrücken möchte. Dennoch denke ich, dass es Momente geben könnte, in denen die Technologie mir eine Möglichkeit bietet, meine Darstellungen auf eine neue, erlebbare und inklusive Weise zugänglich zu machen. Wenn es gelingt, meine Werke nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar oder immersiv zu machen, könnte das faszinierend sein. Doch bis dahin bleibt für mich die physische, unmittelbare Arbeit mit der Leinwand und den Farben unverzichtbar.       Stellen Sie sich vor, ein Werk von Ihnen würde in 100 Jahren entdeckt. Was, denken Sie, würde ein Betrachter über Ihre Zeit und Ihre Perspektive erfahren? Wenn eines meiner Werke in 100 Jahren entdeckt würde, hoffe ich, dass der Betrachter darin eine tiefe Verbindung zwischen Mensch, Natur und etwas Übergeordnetem spüren würde – eine Suche nach Balance in einer Zeit, die von Wandel und Unsicherheit geprägt war. Meine Perspektive würde vielleicht als die einer Person wahrgenommen, die versucht hat, Fragen nach Identität, Zugehörigkeit und der Beziehung zur Welt zu stellen, ohne endgültige Antworten zu liefern. Durch die Farben, die Licht und Dunkelheit miteinander verbinden, würde der Betrachter möglicherweise erkennen, dass es mir darum ging, sowohl die Schönheit als auch die Fragilität unserer Existenz einzufangen. Vielleicht könnte er darin auch Manoo Tedins Work Manoo Tedin zeigt, dass Kunst ein Prozess der Reflexion ist – ein Raum für Balance, Tiefe und Fragen, die nicht zwingend Antworten brauchen. In einer Welt voller Geschwindigkeit bleibt seine Arbeit ein Anker für das Wesentliche: die Verbindung von Mensch, Natur und dem Unsichtbaren. Kunst, die zum Nachdenken einlädt und Räume öffnet, wo Worte enden. MORE INFOS : https://manootedin.art

  • Attila Wittmer: Diffuses Spannungsfeld zwischen Aussage und Hergang

    Bei Künstlern wie Attila Wittmer frage ich mich oft: Was möchten sie eigentlich über sich selbst lesen? Seine Werke werfen diese Frage förmlich zurück – sie wirken auf den ersten Blick wie zufällige, ungeschickte Spielereien, fast unbeholfen und handwerklich uninteressiert. Doch beim zweiten Hinsehen offenbart sich eine irritierende Ernsthaftigkeit, eine bewusste Zuspitzung des Kindlichen, die einen nicht loslässt. Woher kommt diese Haltung, dieses fast trotzig Unperfekte? In diesem Interview gibt Wittmer Antworten, die so vage und dennoch durchdacht sind wie seine Malerei – konkret nur bis zu dem Punkt, an dem die Interpretation beginnt 1. ROSE BUD ist ein wiederkehrender Begriff in Ihrer Portfolio-Sammlung – was können Sie uns darüber verraten?     Rosebud ist der Titel einer Werkserie, die ich letzten Frühling gestartet habe. Diese Werkserie beinhaltet mehrheitlich Zeichnungen und Malereien. Diese Werkserie durfte ich diesen Sommer in der Galerie Paul Hafner in St. Gallen ausstellen. Auf den Titel bin ich gestossen als ich im Jahr 2023 durch das Reservat Rosebud in North Dakota (USA) gereist bin. Das Reservat ist geprägt von Armut und Gewalt. Doch die Landschaft ist reich und mit ihrer endlosen Weite wunderschön. Es klaffen Welten auseinander.       2. Sind männliche Geschlechtsorgane Pistolen? Zugegeben, sie haben gewisse Gemeinsamkeiten.     3. Gibt es etwas, das dich während des Kunstakts immer begleitet?  Musik! Ich höre sehr gerne immer wieder dasselbe Lied beim Zeichnen. So komme ich in den Zeichnungsflow und es wird mit mir gezeichnet. Ich mag diesen Zustand sehr.     4. Wird durch die zeitgenössische Kunst die Eleganz verwässert?   Hoffentlich! Ich glaube Kunst kann mehr als nur elegant sein. Kunst darf roh, ungefiltert und direkt sein!     5. Ihre Werke wie Ford Cadillac oder BMW , die auf einer Haube dargestellt       sind, wirken auf mich wie eine Zerbröselung der Materialisierung. Was können Sie uns darüber verraten?   Die Motorhaube ist von einer günstigen Automarke und ich labele sie als BMW oder Ford Mustang. In dieser Werkserie interessiert mich der Umgang mit Marken und die damit verknüpften Emotionen des materiellen Besitzes. Aber auch ob es möglich ist mit der Kunst einen neuen Wert zu schaffen.         6. Gibt es einen Moment während einer Ausstellung, der es in dieses Interview schafft?   Ausstellungen zu betrachten ist manchmal wie lesen, es ist Nahrung für die Augen.   Attila Wittmer bleibt auch in seinen Aussagen schwer zu greifen, ähnlich wie in seiner Kunst. Seine Werke verweigern sich der Perfektion, ja, sie scheinen sie regelrecht zu untergraben – und gerade darin liegt ihre Kraft. Das Kindliche, das suchend Unkonkrete, das beinahe verloren wirkende Aufeinandertreffen von Formen und Themen: Es ist eine Einladung, nicht nur die Kunst, sondern auch den Künstler anders zu sehen. Wittmer gibt keine klaren Antworten, weder in seiner Malerei noch in seinen Worten – und vielleicht liegt gerade darin die grösste Wahrheit.

  • Beyond Boundaries: The Artistic Evolution of Fernando Gaspar

    Art is a language that transcends boundaries, a dialogue between the creator and the observer. In this interview, we delve into the creative world of Fernando Gaspar , a self-taught artist whose journey from drawing and watercolors to exploring complex themes of identity, belonging, and abstraction is as dynamic as it is profound. Gaspar's work resonates universally, reflecting both personal evolution and a deep engagement with the world around him. Through his thoughtful responses, we gain insight into his artistic process, his challenges and triumphs as a self-taught artist, and the global experiences that shape his vision. 1. Your artistic journey began with drawings and watercolors.   How has your creative process evolved since your early days, and which techniques do you prefer to use now?   The evolution of my creative process has been progressive but deeply transformative. Having started canonically with drawing, I devoted over a decade exclusively to watercolor. With a growing desire and curiosity to explore new mediums, scales, and supports, I focused extensively on composition and texture, introducing new challenges to my practice and developing a deeper understanding of the role of art and my place as an artist. Today, I work primarily with textured paints like acrylic or oil on diverse surfaces such as linen canvas or wood. However, even when I return to watercolor or drawing, I approach them as a different artist, guided by new parameters and with a broader perspective on the entire process and its implications.  Fernando Gaspar in his atelier | Photo by Matthew Bates   2. You are a self-taught artist.     What challenges and advantages have you encountered on this path, and how has it influenced your artistic expression?   The challenges of this path, which was partly a circumstantial decision, were numerous and carried various implications. While I had the advantage of taking full control over the learning method and the pace at which I progressed, I had to face the reality of doing it alone, missing out on the benefits of shared experiences, techniques, and validated knowledge. On the other hand, acquiring knowledge through self-driven research and continuous hands-on experimentation fosters a profound understanding of the processes, not just the outcomes. It also develops skills, resilience, attention to detail, and independence, qualities I believe are crucial for strong performance.         3. Your work often explores themes of identity and belonging.     Could you elaborate on how these themes are reflected in your creations and what messages you aim to convey to the viewer?   In recent years, I was deeply involved in a series titled Separated Land, where I explored the significance of the concept of territory in its multiple dimensions—ranging from the most intimate to the most collective. Naturally, identity and belonging became part of the discussion, as well as the implications these themes have on our lives and societies. I examined how these ideas are at the root of both historical and contemporary conflicts and wars. In this body of work, different rhythms and color dynamics coexist within the same piece: large chaotic, gestural, and highly physical strokes are juxtaposed with more mathematical and cerebral “structures.” Leaden, burnt backgrounds give rise to vibrant patches of color, creating a tension between the two. As the titles of the various series in my work suggest, the theme that consistently emerges as a central focus is “place.” Whether in its physical, poetic, or philosophical sense, everything revolves around this concept—seen from the inside out or the outside in, felt, inhabited, empty, conquered, rebuilt, or imagined.     4. You have participated in numerous exhibitions across Europe, Asia, and North America.  How have these international experiences shaped your art, and what cultural influences can be seen in your work?   I am undoubtedly influenced by what could be considered a contemporary and international artistic grammar, shaped by the encounters and experiences I have in the destinations you mention. This process of influence is unavoidable, unconscious, and not entirely deliberate. Perhaps for this reason, my painting is not unmistakably identifiable with a genetic trace of the Southern Atlantic Europe, where I am from. My sources of inspiration are not exclusively local, and I truly believe that the themes I explore are universal, addressing concerns relevant not only to me but to all of humanity.     Each Place | 2021 | Acrylic and oil on linen canvas | 205 x 205 cm | Private Collection | 5. Your artistic style has transitioned from figurative to abstract forms over the years.     What inspired this shift, and how does it reflect your personal and artistic development?   Throughout my figurative phase, a progressive simplification of forms became evident, to the point where, by the end, much of each painting had become almost abstract. This shift was largely influenced by my growing interest in the works of post-war expressionist artists and some contemporaries. The exhibitions and museums I sought out and visited reflected this trend, as did the books I read, which explored these movements. I felt that this language better encompassed what I aimed to express and explore. Additionally, I believe abstraction could be the natural result of a continuous process of seeking synthesis and meaning—a pursuit of an inclusive, complete and universal language; but I firmly believe that figuration is not the ultimate antithesis of abstraction. The two can coexist within a unified language, conceptually complementing one another. The act of creation itself is, inherently, an act of abstraction. Through his transformative journey, Fernando Gaspar reveals that art is not merely about the medium or the technique but about the persistent exploration of self, place, and the universal connections that bind us. His reflections underscore the power of resilience, curiosity, and the courage to embrace change. As we step away from this conversation, we are left with a deeper appreciation for the artistry that dares to confront complexity and the enduring relevance of themes that touch the core of human existence.

  • Gemeinschaft als Klang: Selina König über das Singen im Vokalensemble Consonus

    Kunst im Kollektiv ist weit mehr als das blosse Zusammenspiel verschiedener Individuen. Es ist ein Prozess, in dem Unterschiedlichkeit zur Grundlage eines gemeinsamen Ausdrucks wird. Ein Chor zeigt eindrucksvoll, wie das funktioniert: Jede Stimme hat ihren eigenen Charakter, fügt sich aber in eine grössere Struktur ein, die ohne diese Vielfalt nicht möglich wäre. Ein Chor ist also nicht nur ein Ensemble, sondern ein Beispiel dafür, wie aus Individualität eine gemeinsame Sprache entsteht. Selina König, Sängerin im Vokalensemble Consonus , beschreibt in diesem Interview, wie diese Dynamik in der Praxis funktioniert. Sie spricht über die Herausforderungen und Möglichkeiten, die ein projektbasierter Chor bietet, über Reisen und Konzerte, die prägende Erfahrungen geschaffen haben, und über die Freude daran, Kunst in einem gemeinschaftlichen Kontext zu erleben. Bildquelle: © Franco Foffa. foffa-fotografie-videografie.ch Gab es eine interessante Interaktion mit einem Gast, die besonders eindrucksvoll war und nun Platz in diesem schriftlichen Interview findet?   Es gab einige besondere Momente, die mir nachhaltig in Erinnerung geblieben sind. Einer davon war unser Auftritt beim Schweizer Chorwettbewerb. Als wir in den Saal einliefen, wurden wir von Jubel und Applaus empfangen – eine Atmosphäre voller Vorfreude, die uns von Anfang an getragen hat. Wir begannen mit einem Stück, das die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg thematisiert. Es war beeindruckend zu spüren, wie wir die Emotionen dieses Werks transportieren konnten. Das Publikum war wie gebannt, und die Energie im Raum war fast greifbar. Solche Augenblicke, in denen wir Menschen so tief berühren können, sind einfach unvergesslich. Besonders schön ist es dann, wenn man im Anschluss positives Feedback bekommt und merkt, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer den Moment genauso geniessen konnten wie wir selbst. Ein anderer Moment, der mir in Erinnerung geblieben ist, liegt schon einige Zeit zurück, als ich noch in Chur im Jugendchor gesungen habe. Wir hatten einen Auftritt im Hotel Saratz und mischten uns dabei unter die Gäste, die dachten, wir gehörten zum Servicepersonal. Die Überraschung war gross, als wir plötzlich anfingen zu singen. Man konnte das Staunen und die Freude in den Gesichtern der Menschen sehen. Das war wirklich ein magischer Augenblick! Was ist die schönste Erfahrung, die Sie persönlich mit dem Vokalensemble verbinden? Gibt es eine Reise, einen besonderen Moment oder ein einzigartiges Erlebnis, das Sie teilen möchten?   Eine der schönsten Erfahrungen mit consonus war sicherlich unsere Reise nach Neuseeland. Der Moment, als wir in der Town Hall in Auckland vor knapp 1000 Menschen auftreten durften, bleibt für mich unvergesslich. Wir sangen Lieder aus unserer Heimat – Musik, die viele der Zuhörerinnen und Zuhörer dort noch nie zuvor gehört hatten. Diese Klänge, die ich so sehr mit Heimat verbinde, in einem solchen Rahmen präsentieren zu dürfen, war einfach super. Wir hatten uns so lange auf diese Reise gefreut und als wir schliesslich auf der Bühne standen, war es ein sehr besonderer Moment für uns alle. Ein weiteres Highlight für mich sind immer wieder die Momente, in denen wir nur für uns singen. Dann singen bei einem Abendessen oder um einen bestimmten Augenblick zu feiern einfach das, worauf wir gerade Lust haben. Das ist immer sehr schön.     3.    Welche zukünftigen Projekte und Konzerte stehen an und wie können Interessierte daran teilnehmen oder das Ensemble aktiv unterstützen?   Bald stehen Konzerte im Rahmen unseres Projektes „Klangwelten“ an. Wir werden am 11. Januar in Sent und am 12. Januar in Zürich auftreten. Im Februar beginnt zudem ein neues Projekt, bei dem wir zusammen mit einer kleinen Band Popsongs aufführen werden. Das wird besonders spannend, weil ich mit consonus noch nie ein Popprojekt realisiert haben. Ich bin schon sehr gespannt auf diese neue Erfahrung und freue mich darauf. Wer Interesse hat, bei uns mitzusingen, kann sich über unsere Homepage für ein Vorsingen anmelden. Das ist immer möglich, wenn ein neues Projekt ansteht. Wenn es passt, ist man dann mit dabei! Die beste Unterstützung, die man uns bieten kann, ist, zu unseren Konzerten zu kommen und die Freude an der Musik mit uns zu teilen. Natürlich freuen wir uns auch immer über finanzielle Unterstützung für den Verein – das hilft uns, unsere Projekte weiterhin zu realisieren. Alle weiteren Informationen dazu und zu unseren Projekten sind ebenfalls auf unserer Homepage zu finden.   Welche besonderen Herausforderungen und Freuden erleben Sie bei der Arbeit mit einem projektbasierten Ensemble, das Sängerinnen und Sänger aus verschiedenen Regionen der Schweiz vereint?   Das Besondere an unserer Arbeit im projektbasierten Ensemble ist, dass wir einerseits sehr ambitioniert und gleichzeitig voller Freude und Spass an der Sache sind. Das finde ich wirklich wertvoll. Die Voraussetzung dafür, dass das Ensemble funktioniert, ist natürlich, dass sich jede und jeder gut vorbereitet. Das ist nicht immer ganz einfach, vor allem, wenn man neben dem Singen noch viele andere Verpflichtungen hat – sei es bei der Arbeit oder an der Uni. Aber wenn alle gut vorbereitet sind, kann man sich direkt auf die musikalische Arbeit konzentrieren. Man muss nicht mehr Töne suchen, sondern kann sich auf die Dynamik, das Tempo, den Klang und den Ausdruck fokussieren. Was ich an einem Projektchor besonders schätze, ist, dass der Chor zwar aus einem festen Kern an Sängerinnen und Sängern besteht, aber immer wieder neue Leute dazukommen. So lernt man immer wieder neue Menschen kennen und kann sich mit Sängerinnen und Sängern aus der ganzen Schweiz austauschen. Die grösste Freude daran ist jedoch für mich, gemeinsam mit Freundinnen und Freunden zu singen. Und wenn wir gemeinsam auf Reisen sind oder Konzerte geben, erlebt man so viele tolle und unvergessliche Momente mit Menschen, die man lieb hat – Dinge, die ich je länger je mehr sehr zu schätzen weiss.     Gab es schon einmal einen Moment, bei dem auf der Bühne unerwartet alles ganz anders lief – sei es durch einen Lachanfall, ein Missgeschick oder einen besonders kreativen Einsatz eines Publikumsmitglieds? Und wie haben Sie die Situation gemeistert?   Das etwas völlig unerwartet verlief, habe ich bisher tatsächlich noch nie erlebt. Aber natürlich ist jedes Publikum anders und reagiert dementsprechend unterschiedlich auf die Stücke. Das ist auch immer sehr spannend mitzuerleben. Aber das etwas komplett aus dem Ruder lief oder eine etwas grössere Panne passiert ist, das habe ich bisher wirklich nicht erlebt. Bildquelle: © Franco Foffa. foffa-fotografie-videografie.ch Selina Königs Perspektiven verdeutlichen, wie spannend die Arbeit in einem Ensemble wie Consonus sein kann. Wer diese besondere Art der musikalischen Zusammenarbeit live erleben möchte, hat dazu bald die Gelegenheit: Am 11. Januar in Sent und am 12. Januar in Zürich lädt das Vokalensemble zu Konzerten ein. Tickets und weitere Informationen finden Sie unter: https://consonus-vokalensemble.ch

  • Katharina Vonow über wandelnde Wahrnehmung:

    Wie verändert sich eine Stadt aus der Perspektive einer Künstlerin? Katharina Vonow, Malerin und ehemalige Fotografin aus Chur, teilt ihre Eindrücke von der Stadt in den 1980er-Jahren, ihren Weg von der Fotografie zur Malerei und die Bedeutung der künstlerischen Freiheit in ihrem Schaffen. 1.    Erzähl uns, wie hast du Chur in den 1980er-Jahren wahrgenommen? Was hat sich für dich in der Stadt seither verändert, und gibt es etwas, das dir besonders aufgefallen ist?   Anhand dieser Fastnachtsfoto, die ich 1986 gemacht habe, kommt mir die Reichsgasse sehr schäbig vor. Chur war für mich keine attraktive Stadt. Sie war vorwiegend eine Beamtenstadt. Ich fand in Zürich eine pulsierende Stadt und Möglichkeiten, als Künstlerin zu arbeiten. Jetzt finde ich Chur lebenswert. Die Menschen sind offener und inspirierender geworden. Das Bündner Kunstmuseum mit seinen Ausstellungen ist ein Beispiel für Kreativität und Lebendigkeit. Fotos: Katharina Vonow / Abb. Reichsgasse in Chur um 1986   2.    Welche Ausstellung hast du einmal besucht, die dir bis heute im Gedächtnis geblieben ist? Was hat sie so unvergesslich gemacht?   Im Rudolfinum in Prag ca. 1993 die erste Ausstellung von Louise Bourgois «The Locus of Memory» mit 26 Skulpturen und Werke auf Papier. Louise Bourgois ist eine Naturgewalt, ein Genie, kompromisslos, sanft, feminin, gewaltätig, unübersehbar. Und ihre Zeichnungen über Sexualität und Geburt, die sie im hohen Alter gemalt hat (zu sehen 2022 im Kunstmuseum Basel, von Jenny Holzer kuratiert «The Violence of Handwriting Across a Page») sind unbeschreiblich archaisch und  bestätigen mich, keine Kompromisse in der Malerei zu machen.     3.    Wie würdest du deinen Kunststil beschreiben? Was macht deine Werke einzigartig oder anders?   Ich verfolge keinen Kunststil. Jedes Bild ist für mich eine Überraschung. Früher war mein Medium die Fotografie. Doch habe ich mich immer mehr nach totaler Freiheit gesehnt. Die Linse braucht Licht und in irgendeiner Form ein Objekt. Mit dem Malen fällt das bei mir weg. Es sind meine inneren Bilder, die sich auf einem Malgrund manifestieren. Das ist das grosse Abenteuer.     4.    Mit welchem Anspruch gehst du an deine Kunst heran? Was möchtest du mit deinen Werken erreichen oder ausdrücken?   Ich leiste es mir, keinen Anspruch mehr haben zu müssen. Das Atelier ist meine Oase. Hier schreibe ich, ich skizziere und es malt. Meistens arbeite ich sehr eruptiv. Es gibt auch Bilder, die lange rumstehen und ich weiss nur, dass es noch nicht stimmt. Irgendwann ist es dann soweit, und es gelingt oder ich grundiere neu.     5.    Was hast du früher über Kunst gedacht, und wie hat sich deine Sichtweise im Laufe der Jahre verändert? Welche Unterschiede fallen dir auf?   Als Kind ging ich oft mit meinen Eltern ins Kunsthaus. Die Farbigkeit und das Geheimnisvolle der Bilder von Augusto Giacometti haben mich immer elektrisiert. Ich sass als kleines Kind Modell bei Anni Vonzun in Chur. Da roch es nach Farbe. Das hat mich nie verlassen.  Zwischen 19 und 20 sah ich im MOMA in New York, Malevich und unendlich viele Kunst aller Art. Auch hier roch Kunst. Und Kunstwerke strahlten Magie aus. Eine Welt die ich auch in den Bergen erlebte. Heute, mit 73 Jahren, bin ich wieder in diesem magischen Raum. Lebe ich wieder in den Bergen. Dazwischen (in den 70igern bis ende 90igern war ich konzeptuell unterwegs. Ansspruchsvoll und ambitiös. Das Gespräch mit Katharina Vonow gibt Einblicke in eine künstlerische Laufbahn, die von Wandel und Experimentierfreude geprägt ist. Mehr Einblicke in ihr Schaffen bekommt man auf der Homepage: www.katharina-vonow.ch/ Werk von Katharina Vonow

  • Zwischen Nostalgie und Moderne: Ein schriftliches Interview mit Francesco Fanelli

    Francesco Fanelli studierte Modedesign an der F+F Schule für Kunst und Design in Zürich. Im folgenden Interview berichtet er von seinem Werdegang, den Herausforderungen eines kreativen Studiums und seiner Herangehensweise an Mode als persönliches Ausdrucksmittel. 1. Du hast Modedesign in Zürich studiert: Wo genau und in welchem Modell? War das ein Vollzeit- oder Teilzeitstudium? Erzähle uns, wie du diese Zeit rückblickend in Erinnerung hast – vielleicht einprägsame Momente oder besondere Herausforderungen? Ich habe Modedesign an der F&F Schule für Kunst und Design in Zürich im Vollzeitstudium absolviert. Rückblickend erinnere ich mich an diese Zeit als sehr produktiv und kreativ. Besonders schätzte ich die intensive Auseinandersetzung mit Design und die Möglichkeit, eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Eine der größten Herausforderungen war der soziale Aspekt, da ein Teil meines Studiums während der Corona-Pandemie stattfand. Durch die eingeschränkten persönlichen Kontakte war es für mich wichtig, bewusst an meinen Sozialkompetenzen zu arbeiten, um den kreativen Austausch weiterhin zu fördern. Trotz dieser Hürden habe ich die Zeit als sehr bereichernd und lehrreich erlebt. 2. Nenne zwei prägende Erkenntnisse aus deinem Studium. Welche Einsichten oder Erfahrungen haben dich während des Studiums besonders beeinflusst oder geprägt? Ich erinnere mich gerne an den Anfang des Studiums, als eine Dozentin meinen Umgang mit Worten anhand von Poesie gelobt hat. Dieses Feedback hat mich sehr inspiriert und motiviert, kontinuierlich weiter mit Worten zu spielen und sie in meine kreativen Arbeiten einzubeziehen. Eine weitere prägende Erfahrung war eine Präsentation im dritten Semester, bei der ich sehr viel Lob erhalten habe. Es war für mich ein völlig neues und unerwartetes Gefühl, zu den guten SchülerInnen der Klasse zu gehören – vor allem, da ich zuvor nie ein besonders guter Schüler war. Dieses Erlebnis hat mein Selbstvertrauen gestärkt und mir gezeigt, was ich erreichen kann, wenn ich mich voll und ganz auf etwas einlasse, das mich begeistert. 3. Speedrun Studium: Wie war es aufgebaut? Erkläre kurz und stichwortartig den Aufbau des Studiums. Was lernt man als Modedesign-Student? Nenne die wichtigsten Meilensteine, damit Aussenstehende eine Idee bekommen, was sie erwarten würde. Das Studium war vielseitig und praxisorientiert aufgebaut. • Einstieg in den Designprozess: Gestalten von Mindmaps und Moodboards, um kreative Ansätze zu entwickeln und die eigene Vision zu definieren. • Handwerkliche Grundlagen: Nähen von Grund auf erlernen und ein tiefes Verständnis für Schnittkonstruktionen und -anpassungen entwickeln. • Praxisprojekte: Jedes Semester arbeitete man an einem Projekt, das am Ende des Semesters präsentiert wurde – eine großartige Möglichkeit, Theorie und Praxis zu verbinden. • Theoriefächer: Seminare in Modegeschichte, Kunstgeschichte, Stoffmanipulation, Inszenierung und weiteren Themen, die den kreativen Horizont erweitern. Abschlussprojekt: Im letzten Semester steht die Diplomarbeit im Fokus. Dabei hat man sechs Monate Zeit, sich intensiv in ein selbstgewähltes Thema zu vertiefen und eine Kollektion zu entwickeln, das die eigenen Fähigkeiten und die persönliche Handschrift widerspiegelt. Das Studium vermittelt eine umfassende Mischung aus Kreativität, handwerklicher Präzision und theoretischem Wissen, die es ermöglicht, sich sowohl gestalterisch als auch konzeptionell weiterzuentwickeln. 4. Welche Tools kannst du für Visualisierungen empfehlen? Wenn es darum geht, Ideen zu visualisieren, sei es digital oder analog: Welche Werkzeuge oder Programme würdest du empfehlen, und wie sollte man idealerweise vorgehen? Ich unterscheide bei der Visualisierung zwischen Prozessvisualisierung und Enddarstellung: • Prozessvisualisierung: Ich mache schnelle Bilder mit dem Smartphone, um Ideen festzuhalten. Diese Bilder drucke ich aus und klebe sie in mein Arbeitsbuch. So entsteht eine Mischung aus digitaler und analoger Dokumentation, die meinen Arbeitsprozess reflektiert. • Enddarstellung: Für die Präsentation der finalen Produkte verwende ich dann lieber eine Kamera, um hochwertigere Bilder aufzunehmen. Diese bearbeite ich dann mit Adobe Photoshop, um den letzten Schliff zu verleihen. Dieser Ansatz ermöglicht es mir, während des Prozesses flexibel zu arbeiten und gleichzeitig Einblick in den Prozess zu gewährleisten. 5. Erzähl uns von einem besonderen Projekt, an dem du gearbeitet hast. Welches Projekt aus deiner bisherigen Erfahrung verdient es, in diesem Interview erwähnt zu werden, und warum? Was war deine Rolle dabei, und was macht es für dich besonders? Meine Diplomarbeit „memoria confusa“(italienisch für verwirrte Erinnerung/verwirrtes Gedächtnis) war bisher meine persönlichste Arbeit. Für dieses Projekt habe ich mich intensiv mit dem Thema Erinnerung beschäftigt – insbesondere mit Nostalgie. Es ging darum, eigene Erlebnisse zu verarbeiten und gleichzeitig den Fokus stärker auf positive Erinnerungen zu lenken. Es war ein Prozess des Abschließens, der Platz für Neues schaffen sollte. Die Kollektion selbst beschreibt diesen emotionalen Ansatz auf eine besondere Weise. In einem Satz habe ich sie so zusammengefasst: „Alle meine erschaffenen Teile sind im übertragenen Sinne meine Tränen, wobei oft in Vergessenheit gerät, dass auch Freudentränen existieren.“ Was das Projekt für mich so besonders macht, ist die Verbindung zwischen persönlichem Ausdruck und Design. Jedes Teil der Kollektion trägt eine Geschichte in sich und zeigt, wie Mode ein Medium sein kann, um Emotionen zu transportieren und zu verarbeiten. Seine Ausführungen zeigen, dass Mode mehr als blosse Gestaltung sein kann. Wer in diesem Spannungsfeld von Erinnerung und Neuanfang eigene Ideen verwirklichen möchte, findet hier vielleicht erste Impulse für den persönlichen Designweg.

  • Vom Van ins Olivenparadies – Überlebenskünstler auf dem Weg in die Königskammer

    Herzlich willkommen zur Ankündigung unseres nächsten Gasts in der Königskammer! Diesmal erwartet Euch ein echter Überlebenskünstler: jemand, der sich im Van durch Europa schlägt, das Leben unter freiem Himmel geniesst und so ganz nebenbei noch ein einzigartiges Projekt auf die Beine gestellt hat: Fritz Schmid! Er reist mit dem Van quer durch Europa und hat in Griechenland ganz nebenbei ein spannendes Olivenöl-Projekt gestartet. Um euch schon mal auf den „olivigen“ Geschmack zu bringen, haben wir vorab ein schriftliches Interview mit ihm geführt. Doch so richtig spannend wird es dann im Februar, wenn die vollständige Folge online geht. Freut euch auf seine ungewöhnlichen Geschichten, die ihr garantiert nicht an jeder Ecke zu hören bekommt! Fritz Schmid | Gründer von "Ölkologisch" 1.    Wie kam die Idee ins Rollen, und weshalb haben Sie sich ausgerechnet für Griechenland entschieden?   Meine letzte Reise führte mich über Osteuropa nach Griechenland, um dort im Van zu überwintern. In dieser Zeit lernte ich Sotiris – den griechischen Bauern - kennen & schätzen. Der griechische Olivenbauer hat mich herzlich bei sich aufgenommen und die nächsten 5 Wochen war ich bei ihm zu Gast. In den Tagen auf den Olivenfeldern, beim Reparieren der Bienenkästen und an geselligen Abenden, entstand die Idee vom Olivenöl Import.   2.    Was unterscheidet Ihr Olivenöl von anderen – was macht es besonders?    Mir ist Nachhaltigkeit sehr wichtig. Ich bezahle dem Bauern 2 Franken mehr pro Liter als im Grosshandel, Ölkologisch bietet nach füll Optionen in verschiedenen Hof- und Unverpacktläden in der Schweiz an. Sotiris ist Demeter (das höchste Bio-Label ) zertifiziert und das Öl ist ungefiltert.   3.    Klären Sie bitte einen Mythos auf: Gibt es wirklich schwarze Oliven, oder werden sie gefärbt ?   Oliven sind ursprünglich grün, wenn sie unreif sind und werden während ihrer Reifung dunkler – schwarz/dunkelviolett – je nach Sorte. Allerdings ist es leider tatsächlich so, dass industriell hergestellte Oliven oft behandelt werden um eine gleichmässige schwarze Farbe zu erhalten.   4.    Welches ist Ihr persönliches Lieblingsgericht mit Oliven – und warum?   Hmmm... gute Frage, habe ich mir tatsächlich noch nie so überlegt. Tapenade finde ich ein spannendes Gericht. Grundsätzlich ein relativ einfaches und schnelles Rezept und doch  vielseitig einsetzbar. Gerne ohne Sardellen :)   5.    Welche Kunstform fasziniert Sie am meisten, und was berührt Sie daran ganz besonders?    Musik. Für mich ein täglicher Begleiter. Sie überschreitet Grenzen, Religionen und ganze Kontinente. Sie verbindet und bewegt Menschen, gewisse Stücke schon seit hunderten von Jahren. Freuen Sie sich darauf, unseren „Überlebenskünstler“ Fritz Schmid demnächst in der Königskammer zu erleben. Seine Geschichten handeln von Begegnungen, die das eigene Weltbild erweitern, und von kleinen sowie grossen Abenteuern, die das Leben so besonders machen. Bleiben Sie gespannt – wir verraten Ihnen schon bald mehr!

  • Sind Influencer die neuen Künstler? – Ein Gespräch mit Quirin Simeon über Studium, Dokumentation und kreative Freiheit

    In einer Welt, in der Likes und Follower als neue Währung gelten, stellt sich immer öfter die Frage: Sind Influencer heute die modernen Künstler, mit einer fast schon überbordenden Ausdruckskraft? Zwischen Selfies, Insta-Stories und kreativen Kurzvideos entstehen Kunstformen, die nicht nur Menschen erreichen, sondern sie auch aktiv in den Schaffensprozess einbinden. In diesem Interview blicken wir auf Quirin Simeon, der als Student und Influencer Einblicke in sein Leben zwischen Hörsaal und digitaler Bühne gewährt. Viel Vergnügen beim Lesen! 1. Durch das Dokumentieren deines Studiums bist du bekannt geworden. Was war für dich spannender: Die Erfahrung des Dokumentierens oder das Studium selbst?   Ich habe zwar durch mein Dokumentieren eine kleine Community aufgebaut, aber bekannt würde ich mich nicht nennen… doch spannender war für mich das Dokumentieren. Ich muss sagen, dass ich an der ETH bestimmt großartige und sehr interessante Dinge lernen durfte, was ich auch sehr schätze, doch das Filmen und Schneiden macht mir schlicht und einfach mehr Spass. Ideal wäre für mich beides, da ich durchaus sehr wissbegierig bin und mich immer weiterentwickeln möchte, doch leider nimmt die ETH nun mal sehr viel Zeit in Anspruch…     Quirin Simeon     3. Wem würdest du ein Studium in diesem Bereich empfehlen?  Ich studiere Umweltnaturwissenschaften. Dieses Studium empfehle ich allen, die neugierig für Wissen sind und gerne neues lernen. Besonders im Bereich Umwelt, Natur, Stoffkreisläufe… Im Grunde geht es darum unseren Planeten und seine komplexen Prozesse ein wenig besser zu verstehen. Sowohl chemisch als auch physikalisch und biologisch. Auch wenn die Menschheit noch weit davon entfernt, ist alles zu verstehen, was einem in solch einem Studium durchaus bewusstwird, geht es darum die Erde zu verstehen. Dieses Wissen ist nötig, um zu sehen, was wir als Menschheit alles zerstören und um auf alternative Ideen zur Energiegewinnung, Wiederverwendung von Ressourcen, neue Stoffverbindungen etc. zu kommen. Allgemein erweitert es enorm den Horizont und verändert definitiv dein Weltbild.         4. Was bedeutet für dich der Begriff „zeitgenössischer Künstler“? Uh… Gute Frage. Spannende Frage. Wenn ich darüber nachdenke, würde ich mich vermutlich so nennen. Ein Künstler, der mit der Zeit mitgeht und sich versucht durch zeitlich aktuelle Medien auszudrücken. Natürlich können zeitgenössische Themen/Dinge auch durch «klassische» Kunst übermittelt werden, nun für mich bedeutet das Wort eher ersteres.           5. Was ist dein Nummer-1-Lerntipp? Ich habe gleich 2 auf Lager. Sehr wichtige, die für mich am besten funktionieren. Erster,  Total banal, aber grandios: Handy weg! Das Teil lenkt massiv ab und müllt den Kopf zu. Flugmodus und «nicht stören» aktivieren. Zweiter, Weniger ist mehr! An meinen Lernphase Videos kann man sehr gut sehen, dass ich immer nur ein bisschen lerne alles andere geht bei mir nicht. Nach 45 Minuten intensiv lernen ist bei mir Schluss. Dazwischen mal baden gehen, etwas leckeres Essen, Freunde treffen, eine Runde Sport, backen etc. Wir bedanken uns bei Quirin Simeon für das aufschlussreiche Gespräch und die spannenden Einblicke in seinen Alltag zwischen Studium und Content-Kreation. Ob klassischer Künstler oder moderner Influencer – am Ende zählt wohl die Leidenschaft für Neues und die Freude am kreativen Ausdruck. Wir wünschen Quirin weiterhin viel Erfolg und freuen uns schon auf seine nächsten Projekte!

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